Kann das bleiben oder muss das weg: Fragt ihr euch, was Unkraut ist? Hier gehen wir der Sache auf den Grund. Erfahrt, was Wurzelunkraut so hartnäckig macht, wie Samenunkraut zur Plage wird und was euch euer Unkraut sagt.
Was ist Unkraut überhaupt?
Wer braucht schon Brombeeren in der Hecke?!
Kartoffeln, die mitten im Rasen sprießen, haben dort genauso wenig zu suchen wie Ringelblumen auf dem Weg oder Brombeer-Ranken in der Hecke. Brennnessel stören am Waldrand nicht, im Gemüsebeet sehr wohl. Wo Giersch wuchert, wächst bald nichts anderes mehr.
Unkraut ist zur falschen Zeit am falschen Ort
Pflanzen, die zur falschen Zeit am falschen Ort wachsen, nennt man Unkraut. Ob diese Pflanzen im Prinzip nützlich oder schön sind, damit hat das nichts zu tun. Unkraut stört den Schönheitssinn derer, die es für Unkraut halten. Und Unkraut verringert den Ertrag auf Anbauflächen.
Unkraut, Wildkraut, Beikraut – meint alles das Gleiche
Weil das, was für den Gärtner zur falschen Zeit am falschen Ort wächst, für das Ökosystem Sinn ergibt, sagt man zu Unkraut heute lieber Wildkraut oder Beikraut. Hört sich weniger grimmig an als das Wort mit der negativen Vorsilbe „un“, meint aber das Gleiche – mit einem eher feinfühligen Blick auf das große Ganze. Ganz nach dem Motto „leben und leben lassen“.
Alles andere als nur „krautig“
Am neutralsten spricht man von Unkraut als Begleitvegetation. Das löst gleich noch eine weitere botanische Unsauberkeit. Schließlich fallen nicht allein krautige Pflanzen in die Kategorie „Unkraut“. Auch Farne sprießen aus Trockenmauern, Moose belagern Topfpflanzen und Gehölze wie Ahorn oder Birken keimen in Terrassenfugen. Die zehn häufigsten Unkräuter im Garten haben wir euch hier einmal zusammengefasst.
Checkliste: Ist das überhaupt Unkraut?
- Ihr findet eine Pflanze an dem Platz, an dem sie wächst, unpassend oder hässlich.
- Diese Pflanze konkurriert mit dem, was ihr eigentlich anbauen wollt, um Nährstoffe, Licht und Wasser.
- Sie hat die Tendenz, ganze Flächen ungewollt zu überwuchern.
- Mit ihr fällt die Gartenarbeit schwerer als ohne sie.
- Ihr werdet die Pflanze nicht los, obwohl ihr das wollt.
Was Wurzelunkraut so hartnäckig macht
Habt ihr Quecke, Ackerwinde, kriechenden Hahnenfuß, Brennnessel, Ackerschachtelhalm oder Löwenzahn im Garten entdeckt? Dann habt ihr euch Wurzelunkraut eingefangen. Das Problem machen meistens noch nicht einmal die Wurzeln. Wurzelunkraut nervt, weil es aus den kleinsten Pflanzenteilen wieder austreibt.
Unsichtbar im Untergrund
In Form von Rhizomen verlagern sich bei den meisten Wurzelunkräutern Sprossachsen in den Boden. Dort wachsen sie unsichtbar und geschützt vor oberirdischen Einflüssen waagrecht vor sich hin.
Giersch, Quecke und Brennnessel sind typische Vertreter. Sie breiten sich über ihre Rhizome rasend schnell aus, weil sie unterirdisch jede Menge Blattknoten bilden. Im Abstand von nicht mal Zentimetern. An diesen Blattknoten entstehen echte Wurzeln, mit denen die Pflanze Nährstoffe aufnimmt und sich im Boden verankert. Neue Triebe, die dem Tageslicht entgegenstreben, wachsen ebenfalls aus diesen Stellen.
Offen an der Oberfläche
Weniger verdeckt operiert Wurzelunkraut, das sich mittels Ausläufern den Garten Untertan macht. Kriechender Hahnenfuß und Günsel bilden solche Stolonen offen über der Erde.
Wurzelunkräuter sind Drachen-Pflanzen
Trennt man ein Rhizom oder einen Ausläufer von der Ausgangspflanze, wächst jedes Stück für sich weiter und treibt neue Ausläufer. Wie ein Drache im Märchen, dem zwei Köpfe nachwachsen, schlägt der tapfere Ritter einen ab.
Die Wurzeln allen Übels
Und dann gibt es noch die, die ihre Wurzeln unendlich tief in die Erde treiben. Löwenzahn, Spitzwegerich und Ampfer breiten sich zwar nicht über unterirdische Triebe aus, doch sie lassen sich auch nicht einfach aus dem Boden ziehen. Ihr Nerv-Faktor ist hoch, weil sie aus Resten der langen Pfahlwurzel immer und immer wieder nachwachsen, dann Blüten bilden und ihre Samen in die Welt verstreuen.
Wie Samenunkraut zur Plage wird
Stellt euch vor, ihr werft einen Sack Konfetti in die Luft und aus jedem einzelnen Konfetti-Schnipsel wächst ein neuer Konfetti-Sack. Jeden dieser neuen Säcke werft ihr wieder in die Luft und so weiter und so fort. Es würde nicht lange dauern, bis euer Zimmer bis zur Decke mit Konfetti gefüllt wäre.
Aus Eins mach Tausend
So in der Art läuft es mit Samenunkraut. Es produziert massenhaft Samen. Der Samen reift, fällt aus, sammelt sich im Boden, keimt und wird zu neuen Pflanzen. Manche Unkräuter produzieren zehntausende Samen an einer einzigen Pflanze.
Es bildet sich ein „Bodenschatz“
Nicht alle dieser frischen Samen keimen sofort. Aus Sicht des Unkrauts ist das clever, denn würde alles gleichzeitig wachsen, würde es sich selbst die größte Konkurrenz machen. Die meisten Samen bleiben erst mal im Boden liegen, warten ab. Manchmal jahrzehntelang. Beim Bearbeiten der Erde aktiviert man diesen „Bodenschatz“ ständig. Macht euch keine Illusion: Der Vorrat ist schier unendlich!
Samenunkraut geht auf Wanderschaft
Manche Samen, wie die der Brennnessel, sind dermaßen leicht, dass sie der Wind verbreitet. Die vom Löwenzahn haben Pusteblumen-Schirmchen, die ein Luftzug hunderte Meter weit an andere Stellen bringt. Manche Samen heften sich ins Fell von Tieren, die sie weitertragen und manche bringt man mit Dreck an den Schuhen nach Hause.
Schnell ausbreitende Unkräuter machen beides
Was Super-Unkräuter wie Löwenzahn, Giersch und Spitzwegerich anstrengend macht, ist, dass sie beide Strategien miteinander verbinden. Sie sind gleichzeitig hartnäckige Wurzelunkräuter und verbreiten sich massenhaft durch Samen. Wertvolle Tipps und Tricks, wie ihr den hartnäckigen Giersch in eurem Garten bekämpfen könnt, findet ihr auch in unserem Beitrag Giersch bekämpfen.
Unkraut im Garten - und jetzt?
Podcast: Folge 28
Was tun gegen Pflanzen, die zur falschen Zeit am falschen Ort wachsen? Wie geht das ohne Umweltgifte? Kann ich vorbeugen, dass Unkraut gar nicht kommt?
Was euch euer Unkraut zeigt
Eine letzte Eigenschaft von Unkraut wollen wir euch nicht vorenthalten: Unkraut erzählt euch eine Menge über euren Boden.
Wo Ackerschachtelhalm gedeiht, ist der Boden nicht nur arm an Stickstoff, sondern auch staunass und verdichtet. Breitwegerich, Kriechender Hahnenfuß und Quecke sind weitere Zeigerpflanzen für stark verdichtete Böden. Wachsen Brennnesseln und Franzosenkraut, braucht ihr nicht zu düngen. Es sind genug Nährstoffe da.
Haben wir damit eure Frage „Was ist Unkraut“ beantwortet?
Ausführliche Informationen zu den 10 häufigsten Unkräutern, ihren Eigenschaften und Möglichkeiten, sie zu bekämpfen, findet ihr hier: